Heilkräfte der heimischen Nadelbäume

Beitrag vom 16 Dez, 2020

Von Zdenka Hanakova

Die Nutzung der positiven Wirkung unserer Nadelbäume hat schon lange Tradition.

Ihre Anwendung hat sich bei folgenden Erkrankungen erwiesen:

  • Husten und Bronchitis
  • Erkältungskrankheiten
  • Atemwegsinfektionen
  • Blasenentzündung
  • Durchblutungsstörungen und Krampfadern
  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Gelenkschmerzen
  • Gicht, Rheuma und Hexenschuss
  • Muskelkater
  • Muskelverspannungen

Erkennungsmerkmale und Ernte

Die Fichte macht ein Viertel des Baumbestandes in unseren Wäldern aus. Von Natur aus ist ihr natürliches Vorkommen ab 800 Meter über Meer. Ihre jungen Triebe und Nadeln enthalten reichlich Vitamin C, Gerbstoffe und ätherische Öle.

Es besteht ein Verwechslungsgefahr mit der hochgiftigen Eibe, deren Nadel auf keinen Fall verwendet werden sollen!

Auf einem Fichtenzweig befinden sich die Nadeln rund um den Ast. Wenn du genau hinsiehst, die Nadeln haben sogar einen kleinen bräunlichen Hals, bevor die eigentliche Nadel beginnt.

Die giftige Eibe besitzt dagegen flachere Nadeln, die nur seitlich austreiben. Im Herbst ist sie dank ihrer leuchtend roten Früchten leicht erkennbar. Die sind auch das Einzige, was du nutzen kannst – die Früchte der Eibe enthalten zwar giftigen Kern, aber das Fruchtfleisch ist essbar und schmackhaft.

Im Unterschied zur Fichte hat die Tanne einen direkten, flacheren Nadelaustrieb und die Nadeln sind auf der unteren Seite weißgestreift. Eine Besonderheit ist noch, dass sie nicht stechen.

Bei der Ernte ist wichtig, dass nur die Seitentriebe beerntet werden und der Mitteltrieb bleibt. Damit der Baum auch weiterwachsen kann. Generell gilt: Ernte nicht nur von einem Baum und auch nur so viel, wie du gerade benötigst. Nadelbäume können das ganze Jahr genutzt werden, eine Bevorratung ist damit nicht notwendig.

Sammeln der Nadeln, Sprossen und Triebe ist nicht überall erlaubt, in der Naturschutzgebieten sogar verboten. Ernte deswegen am besten in eigenen Garten oder mit Erlaubnis.

Verwendung

Die heilenden Eigenschaften kannst du in folgenden Produkten für deine Gesundheit nutzen:

  • Inhalation
  • Tee
  • Badezusatz
  • Tinktur
  • Massageöl
  • Balsam
  • Ganzkörperpeeling
  • Ölauszug aus Zapfen und/oder Zweigen
  • Harz
  • Fußmassage-Kissen
  • Sirup
  • Honig
  • Pesto
  • Wild-Gewürz

Die Herstellung ist oft sehr einfach, braucht nur etwas Zeit und Geduld. Es lohnt sich auf jeden Fall! Ich stelle dir einige Rezepte für selbstgemachte Wald-Medizin vor.

Vor der Nutzung ist eine gründliche Reinigung nötig. Zwischen den Nadeln befinden sich oft kleine Insekten oder Unreinheiten. Du kannst die Zweige entweder waschen und dann trocknen lassen oder gut ausschütteln und auf einer Zeitung kurz liegen lassen, damit du die kleinen Lebewesen artgerecht wieder freilassen kannst.

Nadel-Tee

Wirkung

antibakteriell, schweißtreibend, beruhigend und erfrischend

Anwendungsbereiche

bei Erkältung mit Husten oder Asthma, bei Frühjahrsmüdigkeit

Zutaten (für 1 Tasse)

3 ganze Triebe oder 1 TL kleingeschnittene Nadeln und 150 ml Wasser

Zubereitung

Die Ästchen mit der Spitze nach unten oder die kleingeschnittenen Nadelstückchen werden mit dem Wasser übergroßen und nach fünf Minuten entfernt. Bei Bedarf mit Honig abschmecken und dreimal täglich genießen.

Inhalieren

Wirkung

schleimlösend, beruhigend

Anwendungsbereiche

bei Bronchitis, Stirnhöhlenentzündung oder verstopfter Nase

Zutaten

250 g Maiwipfel, 500 g Speisesalz

Zubereitung

Dazu werden 250 g frischer Wipfel kleingeschnitten und schichtweise mit 500 g Speisesalz in ein Schraubglas gegeben. Das Gefäß mit einem Deckel verschließen und durchschütteln.

Für eine 20-minütige Inhalation werden 2-3 TL Nadelsalz mit ein paar Tropfen Olivenöl in das Inhaliergefäß gegeben und mit 1 Liter Kochendem Wasser übergossen.

Nadelbad

Wirkung

durchblutungsfördernd, schmerzlindernd, schleimlösend

Anwendungsbereiche

bei Zerrungen, Durchblutungsstörungen, Rheuma, Gicht und allen Arten von Erkältungsbeschwerden

Zutaten (für ca. 1,25 l Erkältungsbad)

100 g Zweige, optional 1-2 harzige Zapfen (beinhalten Terpentinöl) und 2 Liter Wasser

Zubereitung

Die Nadelzweige und Zapfen ein wenig zerkleinern und mit Wasser zum Kochen bringen. Zugedeckt 20 min weiter köcheln lassen, abseihen und dem maximal 38 °C warmen Badewasser zufügen. Nach 15-20 min solltest du die Badewanne verlassen, um dein Kreislauf nicht zu überlasten.

Achtung: Harzige Rückstände – ein alter Topf verwenden. Gefiltert über einem Tuch ist der Harzanteil geringer.

Zur Linderung von Rheuma, Gicht oder Hexenschuss werden 500 g Triebe in 5 Liter Wasser 1 Stunde lang zugedeckt eingeweicht und danach gekocht. Die Ziehzeit beträgt anschließen 10 min.

Tinktur

Auch in Franzbranntwein sind, neben den Auszügen aus Arnika, Thymol, Wachholderbeeren, Kampfer und Eukalyptus, die durchblutungsfördernde Wirkstoffe von Kiefer und Fichte enthalten. Eine Fichten- und Kieferntinktur ist einfach und preisgünstig zu herstellen und beinhaltet genügend Inhaltstoffe.

Wirkung

durchblutungsfördernd, erfrischend, schmerzlindernd

Anwendungsbereiche

bei Muskel- und Gelenkschmerzen, Zerrungen und Perllunge sowie Sport- und Bindegewebemassagen, beim Wundliegen

Zutaten

Fichten- und Kiefernnadeln, Alkohol (mind. 40 %, z. B. Wodka oder Korn), optional 1 EL Wacholderbeeren, Glas mit dicht schließbarem Schraubdeckel, Kaffee- oder Teefilter, dunkles, dicht schließbares Glasgefäß

Zubereitung

Die Nadeln von Ast entfernen, kleinschneiden und das Glas bis zu Hälfte mit Nadeln und gequetschten Wacholderbeeren befüllen. Mit Alkohol aufgießen, bis der pflanzliche Inhalt gut bedeckt ist. Das Glas verschließen, ein paarmal kräftig schütteln und für drei bis sechs Wochen an einem warmen Ort ziehen lassen. 1-mal täglich schütteln und nach Ablauf der Ziehzeit über einen Filter abseihen.

Tipps: Du kannst auch die Maitriebe für die Herstellung nutzen. Nach der Behandlung die Stelle mit einer fettreichen Creme einzureiben – Alkohol trocken die Haut aus.

Wildes Nadelsalz

Die Kombination mit Zitrone ist der Wahnsinn! Es schmeckt lecker und es riecht so schön!

Zutaten

8 Esslöffel Steinsalz, 2 Esslöffel Tannen- oder Fichtennadeln und 2 Esslöffeln Bio-Zitronenschalen

Zubereitung

Für die Zubereitung einfach alle Zutaten in einen Mixer geben und fein zerkleinern. So entsteht eine schöne grüne herrlich frisch riechende Masse. Genieße es, wenn du den Deckel erstmals hochhebst! Die feuchte Mischung an einem mit Backpapier ausgelegten Blech breit streichen und 24 Stunden bei Zimmertemperatur trocknen lassen.

Die ganze Wohnung riecht schön nach Wald und Zitrone!

Dann ist es schon fertig und muss nur noch in schöne Gläschen abgefüllt werden. Es passt wunderbar als Finnisch zum deftigen Speisen. Ich würze damit gerne Fleischgerichte und auch unser Frühstücks-Omelett.

 

Wichtige Hinweise

Anwendung der ätherischen Öle: Die ätherischen Öle der Nadelbäume enthalten Terpene. Diese Stoffe können bei Kindern zu Atemprobleme führen (Verkrampfung des Kehlkopfes). Vorsicht beim Anwenden gilt auch für Asthmatiker, bei Keuchhusten, Bluthochdruck, akuten Hautkrankheiten, größeren Hautverletzungen sowie bei fieberhaften Erkrankungen.

3 Kommentare

3 Kommentare

  1. Mowl

    Ein wirklich schöner und nützlicher Artikel. Vielen Dank.
    Einen kleinen Hinweis möchte ich jedoch loswerden, weil es unter Umständen wirklich lebensgefährlich sein kann.
    Die Eibe ist in der Regel zweihäusig, das bedeutet, dass es männliche und weibliche Pflanzen gibt. Beeren tragen nur die weiblichen Pflanzen.
    Deswegen ist es zwar richtig, dass es sich bei vorhandenen Beeren um eine (weibliche) Eibe handelt; der naheliegende Umkehrschluss: keine Beeren = also auch keine Eibe ist jedoch falsch und gefährlich – > es könnte sich um ein männliches Exemplar handeln.
    Lachende Grüße
    Mowl

    • Zdenka Hanakova

      Vielen lieben Dank, Mowl. Nicht nur für dein Lob, sondern auch für die Ergänzung!

      Lachende Wintergrüße

      Zdenka

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