Ich bin immer hin und weg, wenn ich etwas Neues und dazu Nützliches aus Naturschätzen herstellen kann. Und mit Kastanien ist es ganze Reihe!
Kastanienpulver
Aus frischen Kastanien lässt sich leicht ein Kastanienpulver machen und vielseitig im Haushalt und für die Körperpflege nutzen. Weil er sich gut trocknen und aufbewahren lässt, kannst du die Kraft der Kastanien das ganze Jahr nutzen.
Für ein großes Vorratsglas Kastanienpulver (ca. 500 g) benötigst du:
1 kg frisch gesammelten Kastanien
Sammle die Kastanien am besten an trockenen Tagen, in einen Korb oder Stoffbeutel und bevorzuge die frisch gefallene. Verwende nur saubere, reife und ganze Früchte.
Wenn du das Kastanienpulver für Pflegeprodukte weiterverwenden möchtest, reinige sie mit etwas Wasser und Natron (je 1 l Wasser 1 EL Natron).
Die gereinigten Kastanien kannst du entweder mit einem großen Messer vierteln (funktioniert gut, solange sie frisch sind) oder kannst du sie mit Hammer in einem Beutel zerkleinern.
Für Weißwäsche oder Herstellung von Cremes, Salben und Körperreinigungsmittel, empfiehlt sich die Schale mit einem kleinen Messer zu entfernen. Für Buntwäsche, Tinkturen oder Duschgel kann die Schale dranbleiben.
Tipp: Bei etwas trockenen Kastanien lässt sich die Schale leichter entfernen, wenn sie vorher in groben Stoff eingewickelt (zum Beispiel Jeans) und mit einem Hammer bearbeitet werden. Auch ein Nussknacker erleichtert die Schälarbeit.
Die grob zerkleinerte und evtl. geschälte Kastanien in einen robusten Mixer geben und so lange zerkleinern bis ca. 3 mm große Stücke entstehen. Danach auf einem Küchentuch oder Backblech ausbreiten (nicht höher als 1 cm) und mehrere Tage an einem warmen Ort gut durchtrocknen lassen, damit sie später nicht schimmeln. Regelmäßig wenden.
Im Ofen geht das Trocknen etwas schneller. Dazu kannst du entweder die Restwärme nach dem Backen nutzen, viele Öfen erreichen nur bei angeschaltetem Licht geeignete Trocknungstemperatur oder bei 40-50 °C Umluft. Immer soll dabei die Tür leicht geöffneter sein (z. B. ein Holzlöffel einklemmen).
Das getrocknete Kastaniengranulat ist jetzt bereits verwendbar. Je nach Bedarf kannst du ihm noch feiner mahlen (z. B. mit einer Kaffeemühle oder Multizerkleinerer).
Vollständig getrocknet und luftdicht aufbewahrt, hält sich das Kastanienpulver leicht bis zur nächsten Kastaniensaison oder sogar darüber hinaus.
Tipp: Um ganz sicherzugehen und Schimmelbildung vorzubeugen, lege ein Säckchen mit Reis mit in das Vorratsglas. Reis bindet Feuchtigkeit und erhöht so die Haltbarkeit.
Kastanien-Waschmittel
für 1 Waschvorgang
a) Frische-Kastanien-Variante
8 bis 10 Kastanien vierteln oder besser in noch kleinere Stücke schneiden.
Für Weißwäsche die braunen Schalen entfernen, bei dunkler und bunter Wäsche ist das nicht nötig.
Kastanienstücke in ein Glas geben mit 300 ml warmen Wasser übergießen und ein paar Stunden ziehen lassen. Je kleiner die Stücke sind, umso kürzer ist die benötigte Ziehzeit.
Lauge durch ein Sieb ins Waschmittelfach der Waschmaschine schütten und wie gewohnt die Wäsche waschen.
b) Kastanienpulver-Variante
3 bis 4 EL Kastanienpulver in 300 ml Wasser 30 bis 60 min ziehen lassen.
Du kannst der Kastanienpulver oder die zerkleinerten frischen Kastanien bis zu 3-mal benutzen. Reste sind kompostierbar.
Kastanien-Reinigungsmittel
Für dieses ökologisches Reinigungsmittel brauchst du ca. 10 Kastanien, 1 bis 2 l kochendem Wasser und 12 bis 24 Stunden Ziehzeit.
Entstandenen Reinigungsmittel kannst du für Bad, Küche, zum Bodenwischen oder auch fürs Aufwaschen benutzen.
Kastanien-Duschgel
Dieses Duschgel ist bestens geeignet für eine empfindliche und anspruchsvolle Haut. Es sorgt für eine natürliche Hautreinigung, enthält Saponine, die Fett lösen sowie weitere Inhaltsstoffe, die durchblutungsfördernd und antibakteriell wirken. Optimal für sanfte Reinigung bei Entzündungen, zu Pickeln neigender oder trockener Haut und sogar bei Ekzemen.
Zutaten für etwa 250 ml Kastanien-Duschgel
5 Rosskastanien oder 3 EL grobes Kastanienpulver, 300 ml Wasser, 1 Bio-Apfel, 1-2 gestrichene EL Leinsamen. Bei zu trockener Haut noch 1 TL Sonnenblumen- oder Olivenöl oder 1 TL Kokosmilch zugeben.
Kastanien zerkleinern oder Kastanienpulver verwenden. 3 EL Kastanienkrümel zusammen mit dem Wasser in einen Kochtopf geben. Den Apfel auf einer Reibe fein raspeln und samt Kernhaus mit in den Topf geben und 10 Minuten zugedeckt sanft köcheln lassen. Durch ein Tuch abseihen, abkühlen lassen und die Masse im Stoff auswringen. Den Sud mit den Leinsamen verrühren, die optionale Zutat für mehr fetthaltige Pflege hinzugeben und im Topf für weitere 5 Minuten ziehen lassen. Bei mittlerer Temperatur nochmals aufkochen und solange einkochen, bis die Masse so zäh wie Eiweiß erscheint. Über dem Sieb in ein Auffanggefäß abgießen und die Samen mit einem Teigschaber ausstreichen.
Das abgefüllte Duschgel sollte innerhalb weniger Tagen aufgebraucht werden. Im Kühlschrank ist es bis zu sechs Tage haltbar.
Die Reste nicht wegschmeißen! Du kannst sie noch nutzen – siehe folgendes Rezept.
Gesichtsmaske mit Rosskastanien
bei entzündeten Hautstellen, Akne, trockener, rissiger oder faltiger Haut
Das Duschgel aber auch die Leinsamenmasse enthält genügend Wirkstoffe der Kastanie und des Apfels und kann als Gesichts- und Dekolleté-Maske bei Hautproblemen eingesetzt werden. Dazu einfach das Duschgel oder die Leinsamenreste unverdünnt auf die Haut auftragen und für ein paar Minuten wirken lassen. Beginnt die Maske zu spannen, kann sie mit einem feuchten Lappen entfernt und mit lauwarmem Wasser abgewaschen werden. Ein entspannter, weicher und glatter Teint ist das Ergebnis.
Kastanienshampoo
Ein antibakterielles Shampoo, das mit der Kraft der Kastanie reinigt und der Duft und der Feuchtigkeitspflege des Apfels den Haaren verleiht.
Zutaten für etwa 300-400 ml Kastanienshampoo:
20 Rosskastanien, alternativ 10 gehäuften EL getrocknetes Rosskastanienpulver, 700 ml Wasser, 1 geriebenen Apfel mit Kernhaus, Verdickungsmittel: 4 gestrichen EL Speisestärke (schnellere Variante) oder 3 gestrichene EL Leinsamen
Optional kannst du z. B. kleingeschnittenen Rosmarin (durchblutungsfördernd, antibakteriell, keimtötend) in Verbindung mit Verdickungsmittel Speisestärke (fettlösend) oder ätherisches Rosmarinöl (nur ein paar Tropfen nach dem Andicken hinzugegeben und unterrühren), Saft einer Bio-Zitrone oder Orange (fettlösend) in Verbindung mit Verdickungsmittel Leinsamen (schützt die Spitzen, gibt Volumen).
Kastanien reinigen, zerkleinern und in einen Kochtopf geben. Alle weiteren Zutaten hinzugeben bis auf die Verdickungsmittel. Wasser zugießen, aufkochen und 25 Minuten zugedeckt sanft köcheln lassen. Den Sud über dem Tuch und Sieb in einen weiteren Topf absieben und, nachdem die Kastanien etwas abgekühlt sind, gut auspressen. Verdickungsmittel deiner Wahl in die Flüssigkeit geben. Klumpenfrei verrühren und so lange einkochen, bis eine geleeartige, aber noch flüssige Masse entstanden ist. Falls Leinsamen verwendet wurden, erneut durch ein Sieb gießen. Fertig ist das Shampoo und du kannst es in Flaschen oder Gläser abfüllen.
Saponine schäumen bei der Verwendung nicht so sehr wie gewöhnliche Reinigungsprodukte. Lass dich dadurch nicht irritieren
Für längere Haltbarkeit kannst du fertiges Shampoo in mehrere kleine Schraubgläser à 150 ml abfüllen und gut verschlossen bei 90 Grad für 30 Minuten im Backofen erhitzen. Ohne diese Behandlung hält das Shampoo bis zu einer Woche im Kühlschrank und mindestens zwei Tage außerhalb.
Badezusatz
Bei Rheuma, Gicht und Durchblutungsstörungen kann ein Badezusatz mit Kastanien helfen.
Für den Sud 20 bis 40 Kastanien waschen, halbieren und über Nacht in klarem Wasser einweichen lassen. Diese Mischung am nächsten Tag in einem großen Topf aufkochen, abseihen und zum Badewasser gießen. Die Inhaltsstoffe wirken krampflösend und schmerzstillend.
Tinktur & Salbe & Creme
gegen Krampfadern und Venenerkrankungen, Durchblutungsstörungen, Hämorrhoiden und viel mehr
Eine Rosskastanientinktur kann innerlich oder äußerlich angewandt werden und lässt sich zu einer venenstärkenden Salbe oder wundheilenden Creme weiterverarbeiten.
Sowohl in der Frucht als auch in den Blüten der Kastanie ist der besondere Wirkstoff Aescin enthalten, der die Fließgeschwindigkeit des Blutes erhöht und die Gefäßwände verengt und stärkt. Dadurch sammelt sich weniger Wasser im Gewebe an. Wegen dieser besonderen medizinischen Wirkung kommt Aescin auch in medizinischem Venengel zum Einsatz.
Beachte: Die Einzeldosis sollte 50 Tropfen nicht überschreiten. Bei frischen Wunden sollte die Dosis auf ein Minimum reduziert werden. Denn die enthaltenen Saponine können sofort ins Blut übergehen und zu Übelkeit und Bauchschmerzen führen.
Für eine Flasche Kastanientinktur (etwa 250 Milliliter Fassungsvermögen) benötigst du:
10-15 frische Rosskastanien oder etwa 100 g Rosskastanienpulver, 250 ml Alkohol (min. 40 % Vol.), optional 1 – 2 TL Wacholderbeeren, fest verschließbares Gefäß (ca. 400 ml Fassungsvermögen), Braunglasflasche zur Aufbewahrung
Tipp: Fertige Tinktur soll lichtgeschützt aufbewahrt werden. Wenn du keine dunkle Flasche hast, kannst du sie an einem dunklen Ort aufbewahren, mit dunkler Farbe streichen oder mit einem Stoffüberzug abdunkeln.
So wird der Rosskastanienextrakt hergestellt:
Die zerkleinerten Kastanien oder das Kastanienpulver in ein Glasgefäß geben, nach Wunsch zerdrückte Wacholderbeeren dazugeben und mit Alkohol übergießen, bis alles gut bedeckt ist. Gefäß fest verschließen, schütteln und für mindestens drei Wochen an einem warmen, dunklen Ort ziehen lassen. Gelegentlich schütteln, damit die Wirkstoffe sich besser aus den Kastanien lösen und sich kein Schimmel bildet.
Den angereicherten Alkohol nach Ablauf der Ziehzeit durch ein feinmaschiges Tuch oder einen Kaffeefilter abtropfen lassen.
Die fertige Tinktur in eine dicht verschließbare Flasche abfüllen und lichtgeschützt aufbewahren. Es kann zu Satzbildung kommen, das ist ganz normal und lässt sich bei Bedarf vorsichtig umfüllen.
Kühl und dunkel gelagert, ist die Kastanientinktur problemlos ein Jahr haltbar. Mit der Zeit kann sie farblich noch nachdunkeln.
Anwendung
Innerlich: 3-mal täglich über 14 Tage. Bei Durchblutungsstörungen und anderen Beschwerden ist eine 2- bis 3-mal tägliche Gabe von 10 bis maximal 50 Tropfen angeraten. Diese Dosis sollte nicht überschritten werden, um Nebenwirkungen wie Übelkeit, Bauchschmerzen oder Erbrechen durch die enthaltenen Saponine auszuschließen.
Hinweis: Anwendung der Tinktur ist nicht empfohlen, wenn Medikamente, die Phenoprocoumon oder Acetylsalicylsäure beinhalten (wie z. B. Marcumar oder Aspirin) angenommen werden.
Äußerlich: gegen Krampfadern, Venenprobleme, Gelenkschmerzen, Hexenschuss, Ischias, Arteriosklerose, Ekzeme, Hautausschläge und -entzündungen. Die betroffene Stelle wird dazu mehrmals täglich mit unverdünnter Tinktur eingerieben. Für die Behandlung von Wunden eignen sich Kompressen oder Waschungen sowie das Betupfen der Wunde mit einer Mischung aus 1 Teil Tinktur auf 2 Teile Wasser.
Hinweis: Bei offenen und frischen Wunden ist niedrige Dosierung ganz wichtig. Die enthaltenen Saponine sollen im Übermaß nicht in die Blutbahn übergehen. Alkohol trocknet die Haut schnell aus. Deshalb ist es sinnvoll, die Tinktur äußerlich nur sparsam anzuwenden. Bei längerer Nutzung empfiehlt es sich, sie in mit einem Pflanzenöl zu mischen, das auf die eigene Haut abgestimmt ist.
Ich wünsche Dir viel Spaß beim Nachmachen.
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